[sage] Warum ich keine Bandlaufwerke mag

Dieter Braun dieter.braun.rgbg at gmx.de
Wed Sep 22 23:36:48 CEST 2010


  Hallo Benedikt und Liste,

so ein sonniges Wochenende im Bayerischen Wald (liegt bei mir in 
Regensburg ja direkt vor der Haustür) läßt mich doch gleich viel 
entspannter werden ... :-)

Ein paar Sachen habe ich aber doch noch anzumerken ...

Am 19.09.2010 16:11, schrieb Benedikt Stockebrand:
>
>> Wenn 'ne Platte völlig hin ist, hilft mir auch kein SMART mehr.
> Stimmt, aber wenn andererseits ein Band allmählich den Geist aufgibt,
> merke ich's erst, wenn's völlig hin ist.  So oder so gibt es
> Gelegenheit genug für hässliche Überraschungen.

Auch wenn das eigentlich nur noch Historie ist: Als ARCserve noch von 
Cheyenne programmiert wurde, hat diese Software - ich habe sie vor allem 
auf NetWare-Servern, erst um einiges später auch auch Windows-Servern 
betreut - viele Bandfehler feststellen können. Aufgrund dieser Warnungen 
habe ich viele Bände rechtzeitig austauschen können. Und wenn der 
Auftraggeber das Geld nicht rechtzeitig ausgeben wollte, konnte ich ihm 
die Logs unter die Nase reiben, wenn dann - was ja absehbar war - 
trotzdem etwas passiert ist.

Nachdem ARCserve dann von CA aufgekauft wurde, wurde bald auch eine 
Linux-Version der Software herausgebracht. Deren Leistung war aber im 
Vergleich zur ursprünglichen NetWare-Version ziemlich enttäuschend (mal 
zurückhaltend gesagt). Vor allem die dann verwendete Ingres-DB ist immer 
wieder kaputt gegangen, vor allem, wenn sie "größer" geworden ist. Mit 
Fehlererkennung auf dem Band war's in der Linux-Version auch nichts mehr 
- ganz im Gegenteil: Wenn's auf dem Band einen Fehler gegeben hat, ist 
die CA-Software einfach ausgestiegen und war nicht ums Verrecken zum 
Weitermachen (d. h. Fehler überspringen und den Rest wiederherstellen) 
zu bewegen. Auch der damals deswegen häufig konsultierte (und ich gebe 
zu, manchmal deswegen auch beschimpfte) CA-Support hat da nicht 
weiterhelfen können: "Das sei nun einmal so." >:o

Was aber durchaus Bezug zu heute hat: Wieso konnte vor 15 - 20 Jahren 
eine Software Bandfehler frühzeitig erkennen (d. h. bevor's zu spät 
war), während es heute keine mir bekannte und für kleinere Betriebe 
erschwingliche Software mehr kann? Oder habe ich da was übersehen? 
(Vielleicht kenne ich bacula auch noch nicht gut genug?)

>
>> Ich halte auch viel von einem zweistufigen Backup, da gibt es immer noch
>> Rettungsanker wenn an einer Stelle mal was schief gelaufen ist. Bei mir
>> gehen die letzten Backups, z. B. zur externen Auslagerung, aber immer
>> noch auf's Band, solange mich niemand davon überzeugen kann, dass
>> Festplatten einen Sturz aus ca. 1 Meter höhe auch wirklich überleben.
>> Die meisten Bänder überleben das - mit Ausnahme von SLR.
>>
>> Aber zurück zu einem anderen Thema in diesem Zusammenhang: Welche kleine
>> Firma kann sich ein zweistufiges Backup finanziell leisten?
> Ich bin bei mir mal wieder nebenher dabei, einiges im größeren Stil
> umzubauen, deshalb eine bisher ungetestete Idee: Mein
> Arbeitsplatzrechner ist so ein Atom-basierter Nettop, der praktisch
> unhörbar ist, wenig Strom braucht und auch nicht viel kostet.  Wenn
> ich in den wieder eine Festplatte einbaue und ihn wenn nötig noch per
> Wake-on-LAN zu dem Zweck nachts einschalte, dann kann ich ihn als
> zusätzliche Backup-Gelegenheit nutzen.

Tut mir leid Benedikt, aber bei dem Gedanken, die Firmenbackups durch 
einen Arbeitsplatzrechner durchführen zu lassen, stellen sich alle bei 
mir noch vorhandenen Haare in die Höhe. Auch wenn das vielleicht 
konservativ klingt: Ein verlässliches Backup gehört auf einen Server. 
Bei denen, die es sich leisten können, auf separate Backup-Server; bei 
kleinen Betrieben, die es sich nicht leisten können und sowieso nur 
einen Fileserver haben, kann das auch der Fileserver selber sein. (Mir 
ist völlig klar, dass letzteres potentiell zu mehr Problemen führt als 
ersteres. Aber wenn keine andere Maschine da ist ...)

>>> Und noch ein Punkt: Backup-Medien gehören im Zweifelsfall
>>> grundsätzlich unter Verschluss [...]
>> Völlig deiner Meinung, aber auch hier ist die Praxis oft sehr viel
>> einfallsreicher als die Theorie.
> Mein Anliegen war an der Stelle, dass es manchmal schon hilft, mit dem
> Grundsatz-Zaunpfahl in Richtung Chef zu winken -- dem ist nämlich oft
> genug gar nicht klar, dass es da ein Problem gibt.  Und eine einfache
> Geldkassette (oder ein Schlüsselkasten?)  für einen Satz Backup-Medien
> ist keine große Anschaffung -- gegen "flüchtige Backupspeicher" muss
> es ja nicht unbedingt gleich ein 500-Euro-Einbausafe sein.

Ich habe vor einiger Zeit mal einen Bericht über die Sicherheit von 
Billigsafes gelesen, weiss allerdings nicht mehr wo. Demnach waren die 
Billigsafes mit Anschaffungskosten in der Höhe von ein paar Hundert Euro 
auch nicht viel sicherer als ein Schlüsselkasten.

Für kleine Firmen kommt allerdings kaum etwas anderes in Frage, weil 
wirklich gute Safes in einem Kostenbereich ab Mitte vierstelliger Betrag 
in Euro liegen. Große Firmen sollten sich z. B. beim Neubau eines 
Gebäudes gleich Gedanken darüber machen, wo sie ihren (natürlich guten) 
Safe platzieren wollen - am besten gleich mit einbauen. Denn 
nachträglich bekommt mensch so ein Ungetüm durch kaum eine Tür und schon 
gar nicht in den Personenaufzug - der ist für solche Lasten 
normalerweise nicht ausgelegt. Auch die Tragfähigkeit der Fußböden muss 
dann berücksichtigt werden. Diese Dinger sind wirklich sauschwer!

Beste Grüße,
Dieter




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