[sage] Warum ich keine Bandlaufwerke mag

Benedikt Stockebrand me at benedikt-stockebrand.de
Sun Sep 19 16:11:32 CEST 2010


Moin Dieter und Liste (ist ja richtig was abzuarbeiten hier),

Dieter Braun <dieter.braun.rgbg at gmx.de> writes:

>> womit wir wieder bei Produkten für diese Kundenkreise wären...
>
> Deshalb habe ich vor 10 - 15 Jahren ja auch einen Stab für die 
> DDS-Technik gebrochen

das sehe ich alles ein, und dass Backup-Hardware damals ein wesentlich
happigerer Kostenfaktor war, hat uns allen das Leben damals schwer
gemacht.

Ich habe irgendwann in den Neunzigern als Student ein gescheites
Backup haben wollen und ein für meine damaligen Verhältnisse
wahnsinniges Geld (1700 DM) für einen QIC-Streamer und einen Satz
Bänder ausgegeben; lag aber auch nur daran, dass ich aus den
Katastrophen anderer gelernt habe und ohne funktionierendes Backup
keine Diplomarbeit schreiben wollte.

Andere Leute bestehen leider immer wieder darauf, Erfahrungen selbst
sammeln zu wollen...

>> Ich habe vor längerem Berichte gelesen, dass es die NASA nicht mehr
>> schafft, die Originalbänder mit Daten von den Mondlandungen noch zu
>> retten.
>
> Das ist natürlich bedauerlich, aber Details über deren 
> Aufzeichnungstechnik sind wohl nicht bekannt - oder doch?

Ich nehme an 9-Track, war aber damals selbst noch nicht in der Branche
tätig:-)

> Das Verkleben war früher ein Problem, ich denke nicht, dass das 
> heutzutage noch genauso relevant ist - ausser wenn die Bänder im Sommer 
> in der Sonne liegen gelassen werden. Wir haben auch schon Restores von 
> jahrealten Bändern gemacht, die nicht umgespult worden sind. Ein 
> Verkleben konnte ich dabei nicht feststellen.
>
> Vielleicht ist meine Skepsis in Bezug des Nutzens des Vor- und 
> Zurückspulens ja wirklich angebracht.

Vermutlich ja, aber ich würde nicht ausschließen, dass es in
irgendwelchen historischen Fällen den entscheidenden Unterschied
gemacht hat.

Und wenn man eine Library hat, kann man die das auch erledigen lassen;
das hat nebenbei auch den Vorteil, dass man bei Performance-Engpässen
noch eine Leistungsreserve in der Hinterhand hat.

>> Nur zur Sicherheit: Reden wir von 2.5"- oder 3.5"-Platten?  Ich habe
>> gerade mal ein altes DDS-Band samt Hülle gegen eine externe
>> 2.5"-Platte gehalten; die Platte war ziemlich genau doppelt so groß,
>> also tendenziell durchaus noch im Rahmen, selbst wenn man die größere
>> Kapazität der Platten außen vor lässt.
>
> Welche HDD-Gehäuse benutzt du? Scheint ja wirklich interessant zu werden.

Ich habe an einer fertig gekauften FSC-Platte (Storagebird Solo, nur
USB) nachgemessen, aber ich habe auch noch ein Delock-Leergehäuse mit
USB und eSATA hier neben mir liegen, das nicht größer ist.  Die
Außenmaße sind in beiden Fällen ca. 19x75x130mm, gegenüber 17x60x82mm
für ein DDS-Band samt Hülle.  

Nachteil bei beiden Gehäusen ist aber, dass die USB-Anschlüsse die
kleine Steckerform haben -- andererseits tausche ich im Zweifelsfall
das Gehäuse für ein paar Euro aus.  Und eine 12.5mm dicke 1TB-Platte
geht in die Gehäuse übrigens auch nicht rein.

> Wenn 'ne Platte völlig hin ist, hilft mir auch kein SMART mehr.

Stimmt, aber wenn andererseits ein Band allmählich den Geist aufgibt,
merke ich's erst, wenn's völlig hin ist.  So oder so gibt es
Gelgenheit genug für hässliche Überraschungen.

>> Was einem wichtiger ist, muss man wohl im Einzelfall entscheiden.
>
> Darum dreht sich ja diese Diskussion.

Sonst wären wir ja auch schon lange am Ende der Diskussion
angekommen:-)

> Ich halte auch viel von einem zweistufigen Backup, da gibt es immer noch 
> Rettungsanker wenn an einer Stelle mal was schief gelaufen ist. Bei mir 
> gehen die letzten Backups, z. B. zur externen Auslagerung, aber immer 
> noch auf's Band, solange mich niemand davon überzeugen kann, dass 
> Festplatten einen Sturz aus ca. 1 Meter höhe auch wirklich überleben. 
> Die meisten Bänder überleben das - mit Ausnahme von SLR.
>
> Aber zurück zu einem anderen Thema in diesem Zusammenhang: Welche kleine 
> Firma kann sich ein zweistufiges Backup finanziell leisten?

Ich bin bei mir mal wieder nebenher dabei, einiges im größeren Stil
umzubauen, deshalb eine bisher ungetestete Idee: Mein
Arbeitsplatzrechner ist so ein Atom-basierter Nettop, der praktisch
unhörbar ist, wenig Strom braucht und auch nicht viel kostet.  Wenn
ich in den wieder eine Festplatte einbaue und ihn wenn nötig noch per
Wake-on-LAN zu dem Zweck nachts einschalte, dann kann ich ihn als
zusätzliche Backup-Gelegenheit nutzen.

So oder so ähnlich sollte das bei den heute verfügbaren
Plattenkapazitäten auch anderswo funktionieren können, ohne dass
zusätzliche Hardware notwendig ist.

Und wenn man das ganze dann auch noch (bitte verschlüsselt) mit
diversen Schlepptopps von Außendienstlern so macht, wird es im
Zweifelsfall noch besser.

>> Und noch ein Punkt: Backup-Medien gehören im Zweifelsfall
>> grundsätzlich unter Verschluss [...]
>
> Völlig deiner Meinung, aber auch hier ist die Praxis oft sehr viel 
> einfallsreicher als die Theorie.

Mein Anliegen war an der Stelle, dass es manchmal schon hilft, mit dem
Grundsatz-Zaunpfahl in Richtung Chef zu winken -- dem ist nämlich oft
genug gar nicht klar, dass es da ein Problem gibt.  Und eine einfache
Geldkassette (oder ein Schlüsselkasten?)  für einen Satz Backup-Medien
ist keine große Anschaffung -- gegen "flüchtige Backupspeicher" muss
es ja nicht unbedingt gleich ein 500-Euro-Einbausafe sein.

Aber Du hast Recht, es gibt genug Umgebungen, in denen solche Rezepte
an die aberwitzigsten Grenzen stoßen.  Ich kann an der Stelle dann
höchstens noch empfehlen, als verantwortlicher Admin alle
Backup-Medien bis auf die zur aktuellen Sicherung zu Hause zu lagern
-- aber auch das bringt genug Probleme mit sich.


Viele Grüße,

    Benedikt

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Benedikt Stockebrand, Dipl.-Inform.   http://www.benedikt-stockebrand.de/




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