[sage] Warum ich keine Bandlaufwerke mag

Dieter Braun dieter.braun.rgbg at gmx.de
Fri Sep 17 21:49:06 CEST 2010


  N'Abend Benedikt und Liste,

Am 17.09.2010 13:10, schrieb Benedikt Stockebrand:
> Moin Dieter, Erwin, ..., und restliche Liste (falls sich noch wer
> bisher nicht eingemischt hat:-),

Ich hoffe, wir nerven die, die sich noch nicht eingemischt haben, nicht. 
:-)

>>> das war in Verbindung mit Tape Libraries und vor allem dazugehöriger
>>> Software, die das für einen automatisch erledigt hat.
>> ... wenn du Tape Libraries oder zumindest Loader hast (haben wir schon
>> :-) ). Es gibt aber auch viele kleine Firmen, die das nicht haben. Und
>> die Kosten für die Bänder bleiben allemal.
> womit wir wieder bei Produkten für diese Kundenkreise wären...

Deshalb habe ich vor 10 - 15 Jahren ja auch einen Stab für die 
DDS-Technik gebrochen - obwohl sie aus dem Audio-Bereich kam. (Das war 
mir auch damals schon klar.) DDS war halt damals das Mittelstück 
zwischen den zu dieser Zeit verkauften ATA- bzw. IDE-basierten 
Technologien wie z. B. Colorado, oder wie sie alle hießen, und den 
wirklich professionellen Technologien. Es hat teilweise ein ganzes Stück 
Überzeugungsarbeit gekostet, den Leitern der kleineren Firmen klar zu 
machen, dass sie in ihrer Firma nicht die gleiche Technologie einsetzen 
können wie zu Hause (ich glaube, das sich diese Problematik auch heute 
noch stellt), wo sie alle paar Monate mal ein manuelles Backup von ein 
paar ausgesuchten Daten angestossen haben.

Soweit ich mich recht erinnere, hat damals ein IDE-Bandlaufwerk inkl. 
der dazugehörigen Software ein paar Hundert DM gekostet - die meisten 
lagen bei 200 bis 300 DM, einige etwas teurere gab's allerdings auch. 
War natürlich auch für eine kleine Firma aufgrund der viel zu langen 
Backupzeiten völlig indiskutabel. Ein DDS-Laufwerk hat hingegen 
innerhalb des Zeitfensters (muss vor Abeitsbeginn am nächsten Tag fertig 
sein) das Backup geschafft. Die Kosten dafür lagen aber bei etwa 1500 
bis 2000 DM oder sogar leicht drüber. Die kleinen Firmen haben darüber 
zwar gestöhnt, die Kosten aber nach einer intensiven Beratung 
akzeptiert. Mit noch mehr Kosten hätte ich denen gar nicht kommen dürfen.

Und für diese Anwendungen war DDS gut genug. Solange die Firmen nicht 
wirklich mit ihrem Backup geschludert haben (solche gab's leider auch), 
habe ich jeden Restore hinbekommen.

>>> Da Problem ist meines Wissens letztlich, dass die Magnetisierung
>>> zwischen den Bandlagen nach und nach "durchfärbt" und damit die
>>> S:N-Ratio immer schlechter wird.
>> ACK, so wird es gesagt und geschrieben. Hat aber irgendjemand schon
>> mal wirklich unabhängig versucht herauszufinden wie schlimm diese
>> Effekte sind? Oder möchten da nur gewisse Leute mehr Bänder verkaufen?
> Ich habe vor längerem Berichte gelesen, dass es die NASA nicht mehr
> schafft, die Originalbänder mit Daten von den Mondlandungen noch zu
> retten.

Das ist natürlich bedauerlich, aber Details über deren 
Aufzeichnungstechnik sind wohl nicht bekannt - oder doch?

>> Ich habe jedenfalls über 30 Jahre alte Tonbänder - Musik, keine Daten,
>> [...]
> Da ist die Datendichte extrem viel geringer und damit, nach meinen
> begrenzten Physikkenntnissen, diese "Diffusion" deutlich weniger
> ausgeprägt.

ACK. Die grundsätzliche Technik ist aber im Endeffekt die gleiche, siehe 
meine Anmerkungen über schlechte Audio-Bänder.

>> Angeblich sollen sich diese "Überspieleffekte" verringern lassen, wenn
>> die Bänder regelmäßig vor- und zurückgespult werden [...]
> Ich hatte das immer so verstanden, dass man das tut, um zu vermeiden,
> dass die Bänder allmählich verkleben.

Das Verkleben war früher ein Problem, ich denke nicht, dass das 
heutzutage noch genauso relevant ist - ausser wenn die Bänder im Sommer 
in der Sonne liegen gelassen werden. Wir haben auch schon Restores von 
jahrealten Bändern gemacht, die nicht umgespult worden sind. Ein 
Verkleben konnte ich dabei nicht feststellen.

Vielleicht ist meine Skepsis in Bezug des Nutzens des Vor- und 
Zurückspulens ja wirklich angebracht.

>> Externe Festplatten haben üblicherweise noch ein Gehäuse drum herum,
>> was sie für eine Lagerung als Backup-Medium schon ganz schön sperrig
>> macht.
> Nur zur Sicherheit: Reden wir von 2.5"- oder 3.5"-Platten?  Ich habe
> gerade mal ein altes DDS-Band samt Hülle gegen eine externe
> 2.5"-Platte gehalten; die Platte war ziemlich genau doppelt so groß,
> also tendenziell durchaus noch im Rahmen, selbst wenn man die größere
> Kapazität der Platten außen vor lässt.

Welche HDD-Gehäuse benutzt du? Scheint ja wirklich interessant zu werden.

>> So langsam könnte ich mich aber für den Einsatz von
>> Wechselfestplatten als Backup-Medium erwärmen, wenn ich nicht immer
>> noch die Befürchtung hätte, dass so eine Platte ganz einfach kaputt
>> ist, nachdem sie mal runtergefallen ist. Nach Murphy passiert das
>> nämlich genau dann, wenn ein wichtiger Restore dringend gebraucht
>> wird. :-)
> Stimmt.  Andererseits haben Bänder kein SMART, womit man mal eben
> abfragen kann, ob es in letzter Zeit Auffälligkeiten gegeben hat.

Wenn 'ne Platte völlig hin ist, hilft mir auch kein SMART mehr.

>   Was
> einem wichtiger ist, muss man wohl im Einzelfall entscheiden.

Darum dreht sich ja diese Diskussion.

> Im Zweifelsfall opfert man eine alte Isomatte und schneidert sich
> daraus eine dick gepolsterte Schutztasche für den Plattentransport.

Nette Idee! :-)

> Und vor allem: Was sich bei mir bewährt hat ist, zunächst mal das
> Backup auf einer internen Platte in einem separaten Rechner
> vorzubereiten und erst dann zusätzlich auf eine externe Platte zu
> kopieren.  In dem Fall ist von der internen Platte ein Restore immer
> noch möglich.

Ich halte auch viel von einem zweistufigen Backup, da gibt es immer noch 
Rettungsanker wenn an einer Stelle mal was schief gelaufen ist. Bei mir 
gehen die letzten Backups, z. B. zur externen Auslagerung, aber immer 
noch auf's Band, solange mich niemand davon überzeugen kann, dass 
Festplatten einen Sturz aus ca. 1 Meter höhe auch wirklich überleben. 
Die meisten Bänder überleben das - mit Ausnahme von SLR.

Aber zurück zu einem anderen Thema in diesem Zusammenhang: Welche kleine 
Firma kann sich ein zweistufiges Backup finanziell leisten?

> [...]
> Und noch ein Punkt: Backup-Medien gehören im Zweifelsfall
> grundsätzlich unter Verschluss und sollten nicht frei zugänglich und
> sichtbar irgendwo rumfliegen.  Auch "wenn man nichts zu verbergen
> hat", kann das sonst spätestens dann Ärger geben, wenn Personaldaten
> von Mitarbeitern auf den Medien gesichert sind.

Völlig deiner Meinung, aber auch hier ist die Praxis oft sehr viel 
einfallsreicher als die Theorie.

> [...]
> Schönes Wochenende,
>
>      Benedikt
>

Dir und euch auch,
Dieter




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