[sage] Warum ich keine Bandlaufwerke mag
Dieter Braun
dieter.braun.rgbg at gmx.de
Thu Sep 16 21:37:43 CEST 2010
N'Abend Benedikt und restliche Liste,
Am 16.09.2010 11:32, schrieb Benedikt Stockebrand:
> Moin Dieter und restliche Liste,
>
>>>> Hast du zuverlässige Angaben darüber wie lange z. B. LTO-Bänder halten?
>>> Nein, aber ich kann mich bei DLT7000 noch daran erinnern, dass es
>>> Empfehlungen gab, Bänder im Abstand von 6--12 Monaten umzukopieren.
>>> Uns hat das aber nicht weiter interessiert, weil wir Daten immer schon
>>> sehr viel früher wieder überschrieben haben.
>> Hmm ... Sind die 6 - 12 Monate wirklich ernst gemeint? Kommt mir
>> ziemlich kurz vor. Für Archivierungen wie z. B. in der GDPdU verlangt
>> ist das jedenfalls nicht ausreichend. Und alle 6 Monate jemanden damit
>> zu beauftragen alle was weiss ich wie viele Bänder aus den letzten 10
>> Jahren - das ist zumindest die buchhalterische Aufbewahrungsfrist -
>> umzukopieren (ich verstehe das so, dass von einem Band auf ein anderes
>> kopiert wird) ist natürlich ein beträchtlicher Kostenfaktor. Das kann
>> doch wohl nicht ernst gemeint sein!
> das war in Verbindung mit Tape Libraries und vor allem dazugehöriger
> Software, die das für einen automatisch erledigt hat.
... wenn du Tape Libraries oder zumindest Loader hast (haben wir schon
:-) ). Es gibt aber auch viele kleine Firmen, die das nicht haben. Und
die Kosten für die Bänder bleiben allemal.
> Da Problem ist meines Wissens letztlich, dass die Magnetisierung
> zwischen den Bandlagen nach und nach "durchfärbt" und damit die
> S:N-Ratio immer schlechter wird.
ACK, so wird es gesagt und geschrieben. Hat aber irgendjemand schon mal
wirklich unabhängig versucht herauszufinden wie schlimm diese Effekte
sind? Oder möchten da nur gewisse Leute mehr Bänder verkaufen?
Ich habe jedenfalls über 30 Jahre alte Tonbänder - Musik, keine Daten,
sind technisch aber auch Magnetbänder - wirkliche Bänder, keine
Kassetten, die gab's damals noch gar nicht -, von denen sich die
besseren heute noch anhören lassen. Sicher höre ich heute nicht mehr so
gut wie vor 30 Jahren, aber ganz taub bin ich nun auch noch nicht. :-)
Angeblich sollen sich diese "Überspieleffekte" verringern lassen, wenn
die Bänder regelmäßig vor- und zurückgespult werden (obwohl ich so meine
Zweifel daran habe). Jedenfalls bietet der mt-Befehl diese Möglichkeit
für LTO-Bänder nicht an. Laut man-Page wäre das technisch nicht nötig.
Hat jemand 'ne Ahnung, ob diese "Überspieleffekte" bei dieser Äusserung
berücksichtigt wurden?
>> Nun, zumindest die CDROM-Laufwerke haben sich entwickelt und es ist für
>> einige Zeit ja doch etwas recht brauchbares daraus geworden - inzwischen
>> aber durch DVD-Laufwerke überholt.
> Die haben aber die gleichen Probleme: Drehzahlen, wie man sie bei
> Entstehung der CDROM-Laufwerke nicht mal Festplatten zugemutet hat,
> heftige Vibrationen bei allen möglichen passenden und unpassenden
> Gelegenheiten und so weiter.
Ich habe zwar vor einigen Jahren - so sehr lange ist das noch gar nicht
her - mal mitbekommen, wie es eine CD in einem Laufwerk in hunderte oder
sogar tausende kleine Stücke zerlegt hat, aber das war die absolute
Ausnahme. Insgesamt haben die Hersteller das Problem mit den Vibrationen
und Laufgeräuschen aber in den Griff bekommen. Jede neue Technologie hat
am Anfang "Kinderkrankheiten", egal wo sie herkommt.
>>> Aber mit dieser Art von Kunden habe ich seit Jahren wenig bis gar
>>> nichts mehr zu tun. Trotzdem habe ich mich schon mehrfach gefragt, ob
>>> das nicht ein Marktsegment ist: Professionelle Lösungen für den SoHo-
>>> und KMU-Markt.
>> Ich glaube, dass du da derzeit auf die gleichen Probleme wie vor was
>> weiss ich wie vielen Jahren stossen wirst: Wenig Geld, wenig technischer
>> Sachverstand, kaum professionelle Produkte am Markt, die nicht völlig
>> überdimensioniert sind. (Wenn du dich noch an mich erinnern kannst,
>> wirst du vielleicht noch wissen, dass ich gerne zu solchen Wortspielen
>> neige. :-))
> Das istja der Punkt: Es gibt eine Lücke zwischen Consumer- und
> RZ-Produkten, die mir als Selbständiger auch eine Menge Arbeit und
> Ärger macht, obwohl das technische Verständnis wenigstens schon
> vorhanden ist.
ACK, auch mir als Angestellten macht das an unseren kleineren Standorten
zu schaffen.
>> Ich glaube sogar, dass sich die Situation inzwischen verschärft hat. Ein
>> halbwegs vernünftiges Laufwerk plus den dann benötigten SCSI-Controller
>> kostet inzwischen ja mehr als ein kleiner Server, der für kleine Firmen
>> ja ausreicht. Und jemanden klar machen zu wollen, dass das Backup-System
>> mehr kostet als die Produktivmaschine, das halte ich schon für ambitioniert.
> Deswegen halte ich in solchen Umgebungen auch Bandtechnologien für
> tot. Da tun's USB-Sticks oder externe Festplatten für deutlich
> weniger Geld.
Externe Festplatten haben üblicherweise noch ein Gehäuse drum herum, was
sie für eine Lagerung als Backup-Medium schon ganz schön sperrig macht.
So langsam könnte ich mich aber für den Einsatz von Wechselfestplatten
als Backup-Medium erwärmen, wenn ich nicht immer noch die Befürchtung
hätte, dass so eine Platte ganz einfach kaputt ist, nachdem sie mal
runtergefallen ist. Nach Murphy passiert das nämlich genau dann, wenn
ein wichtiger Restore dringend gebraucht wird. :-)
Bei USB-Sticks sehe ich ganz andere Probleme. Nur als Beispiel: Kommt
jemand in die IT-Abteilung oder zum IT-Verwalter oder ... "Ich brauche
dringend einen USB-Stick. Der Chef ..." ... "Wir haben aber gerade
keinen da, sind alle ausgeliehen." ... "Aber da hinten liegt doch
einer!" ... "Der ist aber für das Backup, den können wir nicht
rausgeben." ... "Aber der Chef ...".
Auf solche Diskussionen möchte ich mich gar nicht erst einlassen. Denn
eins ist klar: Auch die ITler werden vom Chef bezahlt. Du kannst
natürlich sagen: "Dann schließt die USB-Sticks fürs Backup halt weg,
damit sie niemand sieht." Da kann ich nur nochmal Murphy bemühen:
Irgendwann müssen die Dinger natürlich mal irgendwohin getragen werden,
denn sonst kommen sie nicht in eine andere Brandschutzzone. Und
natürlich taucht genau dann so ein verzeifelter Kollege auf ...
Natürlich gibt's auch dagegen Maßnahmen, z. B. die Backup-USB-Sticks in
eine Schachtel stecken, aber irgendwann wird irgendwas unvorhergesehenes
passieren, so dass es doch zu solchen Dialogen kommt. Und auf die kann
ich wirklich verzichten.
Aus diesem Grund halte ich mich lieber an Backup-Medien, die an einem
Arbeitsplatzrechner nicht ohne weiteres zu gebrauchen sind.
Beste Grüße,
Dieter
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