[sage] Warum ich keine Bandlaufwerke mag

Benedikt Stockebrand me at benedikt-stockebrand.de
Thu Sep 16 11:32:17 CEST 2010


Moin Dieter und restliche Liste,

>>> Hast du zuverlässige Angaben darüber wie lange z. B. LTO-Bänder halten?
>> Nein, aber ich kann mich bei DLT7000 noch daran erinnern, dass es
>> Empfehlungen gab, Bänder im Abstand von 6--12 Monaten umzukopieren.
>> Uns hat das aber nicht weiter interessiert, weil wir Daten immer schon
>> sehr viel früher wieder überschrieben haben.
>
> Hmm ... Sind die 6 - 12 Monate wirklich ernst gemeint? Kommt mir 
> ziemlich kurz vor. Für Archivierungen wie z. B. in der GDPdU verlangt 
> ist das jedenfalls nicht ausreichend. Und alle 6 Monate jemanden damit 
> zu beauftragen alle was weiss ich wie viele Bänder aus den letzten 10 
> Jahren - das ist zumindest die buchhalterische Aufbewahrungsfrist - 
> umzukopieren (ich verstehe das so, dass von einem Band auf ein anderes 
> kopiert wird) ist natürlich ein beträchtlicher Kostenfaktor. Das kann 
> doch wohl nicht ernst gemeint sein!

das war in Verbindung mit Tape Libraries und vor allem dazugehöriger
Software, die das für einen automatisch erledigt hat.

Letztlich ist es immer auch eine Frage Deiner persönlichen Paranoia.
Du kannst auch gerne von dem ausgehen, was bei den Bändern oder
Laufwerken vom Hersteller angegeben wird.

Da Problem ist meines Wissens letztlich, dass die Magnetisierung
zwischen den Bandlagen nach und nach "durchfärbt" und damit die
S:N-Ratio immer schlechter wird.

> Nun, zumindest die CDROM-Laufwerke haben sich entwickelt und es ist für 
> einige Zeit ja doch etwas recht brauchbares daraus geworden - inzwischen 
> aber durch DVD-Laufwerke überholt.

Die haben aber die gleichen Probleme: Drehzahlen, wie man sie bei
Entstehung der CDROM-Laufwerke nicht mal Festplatten zugemutet hat,
heftige Vibrationen bei allen möglichen passenden und unpassenden
Gelegenheiten und so weiter.

>> Aber mit dieser Art von Kunden habe ich seit Jahren wenig bis gar
>> nichts mehr zu tun.  Trotzdem habe ich mich schon mehrfach gefragt, ob
>> das nicht ein Marktsegment ist: Professionelle Lösungen für den SoHo-
>> und KMU-Markt.
>
> Ich glaube, dass du da derzeit auf die gleichen Probleme wie vor was 
> weiss ich wie vielen Jahren stossen wirst: Wenig Geld, wenig technischer 
> Sachverstand, kaum professionelle Produkte am Markt, die nicht völlig 
> überdimensioniert sind. (Wenn du dich noch an mich erinnern kannst, 
> wirst du vielleicht noch wissen, dass ich gerne zu solchen Wortspielen 
> neige. :-))

Das istja der Punkt: Es gibt eine Lücke zwischen Consumer- und
RZ-Produkten, die mir als Selbständiger auch eine Menge Arbeit und
Ärger macht, obwohl das technische Verständnis wenigstens schon
vorhanden ist.

Man müsste die Sachen also in der Handhabung so einfach wie ein
Consumer-Gerät halten, damit die Zielkunden damit nicht überfordert
sind, andererseits aber eben hochwertige und dabei klein
dimensionierte Hardware verbauen, die langfristige Lieferbarkeit von
Ersatzteilen und Nachbestellungen sicherstellen -- und den Kunden dann
auch noch klarmachen, dass sie dafür tatsächlich Geld ausgeben
wollen:-)

> Ich glaube sogar, dass sich die Situation inzwischen verschärft hat. Ein 
> halbwegs vernünftiges Laufwerk plus den dann benötigten SCSI-Controller 
> kostet inzwischen ja mehr als ein kleiner Server, der für kleine Firmen 
> ja ausreicht. Und jemanden klar machen zu wollen, dass das Backup-System 
> mehr kostet als die Produktivmaschine, das halte ich schon für ambitioniert.

Deswegen halte ich in solchen Umgebungen auch Bandtechnologien für
tot.  Da tun's USB-Sticks oder externe Festplatten für deutlich
weniger Geld.

> Dann bliebe nur noch Backup to Disk, aber auch nur dann, wenn du für 
> mehrere Generationen von Backups mit Links für gleich gebliebene Dateien 
> arbeitest (geht als solches übrigens auch für eventuell vorhandene 
> Windows-Maschinen ganz gut). Bloß bekommst du damit kein Backup-Medium 
> mehr, das du an eine externe Stelle auslagern kannst (wie z. B. einen 
> Safe in einer nahe gelegenen Bank).

Meine aktuelle Variante sieht leicht vereinfacht so aus: Solaris mit
ZFS und regelmäßige Snapshots auf dem zentralen Server.  Die Snapshots
sind ausreichend, um gelegentlich gelöschte Daten wieder
zurückzuholen.

Für das Disaster Recovery werden die Snapshots weiter als ZFS-Stream
auf einen separaten Backup-Rechner (Soekris-Board mit 320 GB
Festplatte, leider mangels zweitem SATA-Interface ungespiegelt)
geschoben.  Damit ist auch ein Disaster Recovery machbar, wenn es den
Server zerlegt.

An dem Backup-Rechner hängt dann noch ein Sharkoon Quickport (USB auf
SATA), in das ich jeden Tag aus einem Stapel alter aber
funktionsfähiger (250--320GB-)Platten eine einlege und dann per rsync
mit der internen Platte abgleiche.  Damit ist auch ein Auslagern
machbar, die Kosten sind minimal, weil die Platten sowieso für andere
Zwecke zu klein geworden sind.

Und für die Langzeitarchivierung für's Finanzamt brenne ich
steuerrelevante Sachen nochmal auf CDROM und DVD; das ist so wenig,
dass das immer noch alles auf ein einzelnes Medium draufpasst, das ich
dann jedes Quartal in den entsprechenden Ordner vorne einhefte.

> So historisch finde ich DDS nun auch wieder nicht. In bestimmten 
> Bereichen, in denen nur geringe Datenvolumina zu sichern sind, und in 
> die aus Sicherheitsgründen kein Zugriff aus anderen Bereichen erlaubt 
> wird, benutze ich DDS immer noch. Warum soll ich für ein Backup von 20 
> bis 30 GB ein teures LTO-Laufwerk kaufen, wenn ich das mit einem 
> günstigerem DDS-Laufwerk auch machen kann? Meine Erfahrungen mit DDS 
> sind durchaus nicht negativ.
>
> Backup to Disk gibt's in diesen Bereichen übrigens auch, aber wie soll 
> ich die Daten anders als auf einem DDS-Band auslagern können? Selbst die 
> kleinste Festplatte ist größer als ein DDS-Band und nimmt zuviel Platz 
> im Banksafe weg.

Der Grund für DDS ist dann vielleicht schon eher, dass man keine
Baustellen aufmachen will, wenn man eine funktionierende Lösung hat.
Das ist zwar ein nicht ganz ungefährliches Argument (weil man Gefahr
läuft, Sachen länger als gut ist zu verschlampen), aber in mehr als
genug Fällen ist es absolut berechtigt.

Bei 20--30 GB kannst Du bei einem Neuaufbau auch etwas größere
USB-Sticks nehmen; für das Geld, das Du für ein DDS-Laufwerk ausgibst,
bekommst Du davon einen ganzen Sack.  Und wenn es um Platz im Banksafe
geht, sind die noch effizienter.

Und auch ohne dass ich es nachgemessen hätte: Eine 2.5"-Platte dürfte
zwar etwas sperriger als ein DAT-Tape sein, aber höchstens
unwesentlich mehr Volumen haben.  Und dazu noch bis zu 750/1000GB
Kapazität.


Viele Grüße,

    Benedikt

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Benedikt Stockebrand, Dipl.-Inform.   http://www.benedikt-stockebrand.de/




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