[sage] Warum ich keine Bandlaufwerke mag

Benedikt Stockebrand me at benedikt-stockebrand.de
Wed Sep 15 20:41:46 CEST 2010


Moin Dieter, ..., und restliche Liste,

Dieter Braun <dieter.braun.rgbg at gmx.de> writes:

> So leid es mir tut, aber mit der SLR-Technik habe ich ganz schlechte
> Erfahrungen gemacht. [...]
> Es gibt nun wirklich nicht viele Gelegenheiten, bei denen ich
> bezüglich IT emotional werde. Aber SLR-Bänder gehören dazu - ich bin
> froh, dass ich diese Technologie schon vor einiger Zeit in der Firma,
> in der ich beschäftigt bin, abschaffen konnte.

man könnte vermuten, dass Disaster Recovery eine so emotional
aufreibende Erfahrung ist, dass sie regelmäßig bleibende Traumata
hinterlässt:-)

Nur der Vollständigkeit halber: Meine ersten (und guten) Erfahrungen
mit Bandlaufwerken waren alte QIC-Laufwerke mit 40 und 525 MB und
später noch MLR1 und SLR5.  Kann sein, dass es da drumherum einige
Phasen gegeben hat, wo Müll verkauft wurde.

Wobei ich -- ganz wie Dietz im Bezug auf meine DDS-Erfahrungen -- bei
den Problemen, von denen Du schreibst, das Problem eher bei
minderwertigen Bändern, und damit im Zweifelsfall einer unfähigen
Einkaufsabteilung, sehe.  Grundsätzlich war die Konstruktion der
QIC-Kassetten sehr gut, weil die Bänder dank des Treibriemens nicht
gestreckt wurden und das Band auch komplett in der Kassette blieb.

> Hast du zuverlässige Angaben darüber wie lange z. B. LTO-Bänder halten?

Nein, aber ich kann mich bei DLT7000 noch daran erinnern, dass es
Empfehlungen gab, Bänder im Abstand von 6--12 Monaten umzukopieren.
Uns hat das aber nicht weiter interessiert, weil wir Daten immer schon
sehr viel früher wieder überschrieben haben.

>> Andererseits kann man aus der ganzen Geschichte lernen, was dabei
>> herauskommt, wenn man Consumer-Produkte aus der Unterhaltungsindustrie
>> nimmt und versucht, si zu professionellen IT-Standards und -Produkten
>> umzustricken.
>
> Nun, die Unterteilung zwischen Consumer- und Business-Produkten
> scheint wohl auch etwas von der eigenen Situation abzuhängen. [...]

Ja, aber das ist nicht das, was ich meine.  Worauf ich hinaus will,
ist dass ein für die Unterhaltungsindustrie entwickelter Standard
zweckentfremdet und umfunktioniert wird, um ihn als Lösung für
ernsthafte IT-Anwendungen hinzustellen.

So wie bei den frühen CDROM-Laufwerken, die genau wie CD-Player die
Drehzahl abhängig von der Kopfposition rauf- und runtergeregelt haben,
oder eben DAT und DDS, oder den aktuellen Schwachsinn, bei Monitoren
unten wieder so viel abzuschneiden, dass man eine Textseite nicht mehr
komplett sehen kann, nur damit das gleiche Zeug als Fernseher breiter
und damit besser aussieht etc.

> Vor etwa 15 Jahren waren die Kunden, die ich betreut habe, vor allen
> Dingen kleine Unternehmen oder Organisationen.

Schwierige Kunden in so ziemlich jeder Hinsicht: Wenig Geld, wenig
technischer Sachverstand und vor allem kaum professionelle Produkte am
Markt, die nicht völlig überdimensioniert sind.  (Ich habe ungefähr zu
der gleichen Zeit die SLR-Bänder schätzen gelernt.)

Aber mit dieser Art von Kunden habe ich seit Jahren wenig bis gar
nichts mehr zu tun.  Trotzdem habe ich mich schon mehrfach gefragt, ob
das nicht ein Marktsegment ist: Professionelle Lösungen für den SoHo-
und KMU-Markt.

>>> Die Kapazitäten von Festplatten sind inzwischen deutlich
>>> größer als diejenigen von DDS-Bändern. Das war vor 15 Jahren (oder auch
>>> vor 10 Jahren noch nicht in diesem Ausmaß) nicht der Fall.
>> Na ja, LTO-5 macht 1.5 TB, IBM's TS1130 immerhin 1 TB.  So groß ist
>> der Unterschied also bisher noch nicht, es ist eher die langfristige
>> Tendenz.
>
> Hier übersiehst du, dass ich mich nur zur DDS-Technologie geäußert
> habe. Kann ja mal passieren. 8-)

Ack.  Wobei natürlich der Vergleich von historischen Bändern mit
aktuellen Festplatten zwangsläufig geringfügig hinkt:-)


Schönen Abend,

    Benedikt

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Benedikt Stockebrand, Dipl.-Inform.   http://www.benedikt-stockebrand.de/




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