[sage] IPv6 (war: IE und Self-Signed Certificates?)

Benedikt Stockebrand me at benedikt-stockebrand.de
Mon Nov 24 21:42:33 CET 2008


Moin Gert und Liste,

Gert Doering <gert at greenie.muc.de> writes:

>> Wenn ich mir ansehe, wer alles noch ein Class A für IPv4 hat, dann
>> halte ich es aber durchaus für berechtigt, davon auszugehen, dass das
>> Verhalten von Firmen etc. bei IPv6 nicht fundamental anders wird.
>
> Aeh, doch, natuerlich.  Die "Class A" gab es von Internic, oder direkt
> von Jon Postel, und das war *lange* vor der IANA/RIR-Struktur.  Insofern
> waere es geradezu eine Katastrophe, wenn heute jemand "an IANA vorbei"
> ein Netz bekaeme.

das auch, aber das meine ich nicht.  Worauf ich hinaus will, ist dass
sich eine ganze Reihe von Firmen noch heute ihre Class-A-Netze
festklammern und damit eine sinnvolle Umverteilung durch IANA und die
RIRs ausgesprochen erfolgreich blockieren.

Das ist ein Beispiel für das "asoziale Verhalten", worauf ich hinaus
will.

>> Klar, man hat denke ich bei der IANA, den RIRs und sonstwo aus der
>> Vergangenheit gelernt und versucht, bei IPv6 intelligenter vorzugehen
>> -- wäre ja auch schlimm, wenn das nicht so wäre.  Aber auch in Zukunft
>> werden Unternehmen wenn sie können die Regeln so zurechtbiegen, dass
>> sie "keine Nachteile" haben.
>
> Natuerlich.  Aber solange sich die meisten an die Regeln "Adressen gibt's 
> bei Deiner RIR" halten, nuetzt es einer Firma nichts, wenn sie sich
> "woanders welche holt".  Weil die dann keiner routed.

Es sei denn, sie blockieren eine sinnvolle Veränderung, weil sie nicht
zu ihrem Vorteil ist, und beharren auf dem Status Quo, inclusive der
existierenden Routen.

> Gegen das Beispiel "ein heute grosser Provider versinkt in der
> Bedeutungslosigkeit, behaelt aber sein $grosses Netz" kann ich tatsaechlich
> wenig sagen - halte es aber tendenziell fuer eher unwahrscheinlich, denn
> dann kommt ein anderer und kauft ihn (und fuehrt das Netz damit wieder
> einer sinnvollen Verwendung zu)...

Nee, der Aufkäufer hat dann zwei /19, die beide nicht mal halb genutzt
sind:-)

Wenn besagter Provider wirklich massiv Kunden verliert/vergrault, dann
ist das /19 schon "historisch" zugeteilt, wird aber trotzdem nicht
mehr sinnvoll genutzt, genau so wie die Class-A-Netze heute.  Im
Zweifelsfall ist es so fragmentiert, dass man die verbleibenden Kunden
und Provider-Netze umnumerieren müsste, wogegen sich der Provider mit
hoher Wahrscheinlichkeit mit allen Mitteln sträuben wird.  Und über
die nächsten dreißig Jahre sammeln sich auch hier wieder Altlasten an,
die in Art und Umfang mit dem Class-A-Thema in etwa vergleichbar sein
dürften.

Und dass wir bei IPv6 auf eine ähnliche "strukturelle Altlast" wie
beim Classful Routing bei IPv4 zusteuern, halte ich auch für sehr
wahrscheinlich, weil weder Mobility noch PI-Adressen
bzw. provider-unabhängige Anbindung letztlich zufriedenstellend gelöst
sind.  (Deshalb ja auch damals mein Vortrag zum Thema redundante
Anbindung).  Bei SHIM6 habe ich einige Vorbehalte und halte es
außerdem für zu spät, die Variante mit den Tunneln hat zwar in manchen
Konstellationen echte Vorteile, aber längst nicht immer.


Viele Grüße,

    Benedikt

-- 
Benedikt Stockebrand, Dipl.-Inform.   http://www.benedikt-stockebrand.de/



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