[sage] Warum ich keine Bandlaufwerke mag (was: Re: Low Volume Datensicherung)

Benedikt Stockebrand me at benedikt-stockebrand.de
Mon Sep 13 22:03:20 CEST 2010


Moin Dietz, Florian, Maximilian und restliche Liste,

Dietz Pröpper <dietz at rotfl.franken.de> writes:

> Mein erstes DDS-Laufwerk hatte ich iirc so '97 rum. Das hat iirc Hinterband 
> gemacht.

ich will nicht ausschließen, dass mein damaliger kurzzeitiger
Arbeitgeber da Billigkram (irgendwie wiederholt sich das Thema:-)
gekauft hat, aber so recht vorstellen kann ich mir das zus zwei
Gründen trotzdem nicht:

  - DDS "recyclet" DAT(Digital Audio Tape)-Spezifikationen, und weil
    Audiowiedergabe einerseits echtzeitorientiert ist und andererseits
    Mechanismen zum "Ausbügeln" von Lesefehlern existieren, hat man
    dort auf entsprechende Mechanismen meines Wissens verzichtet.

  - DAT/DDS benutzt Helical Scan, und damit ziemlich aufwendige
    Schreib-/Leseköpfe.  Unter
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/63/DDS_Streamer_inside.jpg
    gibt es ein Bild von einem Laufwerk, das nur eine HC-Trommel hat.
    Ich will nicht ausschließen, dass man in einer HC-Trommel
    zusätzliche Köpfe für die Hinterbandkontrolle unterbringen kann,
    aber so recht vorstellen kann ich mir das eigentlich nicht.  Und
    Platz für eine zweite Trommel sehe ich schon gar nicht.

Wobei wir auch gleich beim anderen Problem von DAT/DDS sind: Helical
Scan ist extrem empfindlich gegenüber sich streckenden Bändern.
Linearverfahren wie bei QIC, DLT, LTO etc. sind deutlich
unempfindlicher, solange sie aus dem Signal vom Lesekopf erstens den
Takt rekonstruieren und zweitens den Kopf über der geschriebenen Spur
halten können.

Und weil DAT-Bänder so schön klein sind, ist das Trägermaterial auch
entsprechend dünn und empfindlich gegenüber Dehnung.  Wenn man die
Bandführung von QIC-Bändern (mit Treibriemen über dem Band) übernommen
hätte, wäre auch das vielleicht nicht weiter schlimm gewesen, aber man
musste bei DAT ja unbedingt die Spindeln antreiben...

> Das hängt davon ab(tm). DLT z.B. eignet sich um damit Luser todzuprügeln 
> und es hernach noch zum Restore zu nützen.
> [...]
> Die werden bei Haltezeiten unter sagen wir 5a eher irrelevant. Gut, 
> Handschuhfach im Hochsommer ist eher ungeschickt.

Fast noch besser: Bänder im Regal, unmittelbar am Südwestfenster, und
damit je nach Jahreszeit mindestens acht Stunden direkte
Sonnenbestrahlung am Tag.  Dass die Dinger nicht angefangen haben, zu
blühen, war wirklich alles.

> EM-Felder sind solange sich die Medien nicht drehen auch eher 
> unproblematisch.

...es sei denn, die Felder selbst rotieren, und...

> Gut. So ab ein paar -zig Tesla wirds interessant. Die bekommt man
> aber garnicht so ohne weiteres her.

... Florian arbeitet soweit ich weiß im Krankenhausumfeld.  Da gibt es
Kernspintomographen.

> Unter Linux war der USB-Stack bis vor ein paar Jahren üblicherweise der 
> Übeltäter...

Ist das immer noch so?  Ich habe, zugegebenermaßen in diesem
Zusammenhang eher mit FreeBSD, in der Richtung eigentlich keine
Probleme.

>> [...]
>> Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Backup-Medium mal
>> runterfällt, ist so oder so deutlich größer als ein Tod durch
>> Altersschwäche.
>
> Ack. Wobei hier DLTs (und Nachfolger) eher unproblematisch sind.

USB-Sticks sind trotzdem noch um einige Größenordnungen robuster --
man kann sie sogar ohne größere Vorsorgemaßnahmen per Post
verschicken.

Aber für den internen Gebrauch hast Du völlig Recht.

>> Nebenbei: Meine Abneigung gegen DDS kommt zum Teil aus unschönen
>> Erfahrungen vor langer Zeit, dass man vor allem bei DDS-2 und DDS-3
>> nach dem fünften Beschreiben die Bänder besser aussortieren sollte.
>
> s/5/50/. Zumindest bei hochwertigen Bändern und nicht massiv dejustierten 
> Laufwerken.

Kann ich aus meinen damaligen Erfahrungen ('98) nicht bestätigen, aber
es können durchaus Billigbänder gewesen sein.  

Mein werter Vorgänger war irgendwann dazu übergegangen, das Backup vor
dem Schreiben per gzip zu komprimieren, und spätestens nach dem
fünften Schreiben konnte man nicht mehr ansatzweise sicher sein, das
Backup noch bis zum Ende zurücklesen zu können.  So idiotisch das war,
hatte es doch den einen Vorteil, dass auch ein einzelner Bitkipper auf
dem Band so dramatische Folgen hatte, dass man ihn einfach nicht mehr
wegdiskutieren konnte...


Viele Grüße,

    Benedikt

-- 
			 Business Grade IPv6
		    Consulting, Training, Projects

Benedikt Stockebrand, Dipl.-Inform.   http://www.benedikt-stockebrand.de/




More information about the SAGE mailing list