[sage] Low Volume Datensicherung
Benedikt Stockebrand
me at benedikt-stockebrand.de
Mon Sep 13 11:01:53 CEST 2010
Moin Florian und Liste,
Florian Streibelt <florian.streibelt at guug.de> writes:
> Naja, ich hab USB-Sticks eher als unzuverlässig und nicht für den
> Dauereinsatz im Kopf.
dann kauf beim nächsten Mal Qualität!
> Und Je nach Board ist USB auch ein Krampf
Dann kauf beim nächsten Mal Qualität!
Sorry, nicht böse gemeint:-)
Klar, man kann es mit dem Geld sparen wie immer übertreiben. Ich
habe nur einmal in den letzten Jahren mit ein paar CF-Karten eine
schlechte Serie erwischt, die mir nach zwei Jahren Dauerbetrieb als
Plattenersatz in Soekris-Boards reihenweise (innerhalb eines halben
Jahres) ausgefallen sind. Das kann auch bei Platten passieren, wenn
man Folgemodelle von IBMs Deskstar-Serie erwischt.
Aus dem Grund (und um beim Blitzeinschlag während des Backups nicht
alles zu verlieren...) benutzt man ja auch mehrere Medien, damit
wenigstens noch die Vorgängersicherung erhalten bleibt.
Und ganz unabhängig davon: Bänder, und dieses ganze alte DDS-Geraffel
(ohne Hinterbandkontrolle) vorneweg, sind so unzuverlässig und
empfindlich, dass man sie eigentlich überhaupt nicht einsetzen will.
Die Probleme lassen sich zwar mit professionellen Bandtypen (LTO, von
früher DLT, von ganz früher QIC), ordentlicher Backup-Software und
Tape Libraries etc. einigermaßen in den Griff bekommen, aber trotzdem
sind prinzipbedingt Temperaturschwankungen, falsche Luftfeuchtigkeit
und im Zweifelsfall elektromagnetische Felder immer wieder Grund zur
Freude. Deshalb sind ja vor einigen Jahren auch MAIDs zeitweise
extrem durch die Fachmedien gegeistert.
> - kenne genug Leute die versucht haben ein Raid mit USB-Platten zu
> fahren. Das ist dann bei 90% raid-rebuild mit nem USB-Reset
> ausgestiegen - reproduzierbar.
Das kann am OS liegen, am Mainboard, an den USB-(S)ATA-Wandlern in den
Plattengehäusen oder sonstwas.
Sicher, USB ist nicht der Weisheit letzter Schluss, aber für die
externe Sicherung würde ich versuchen, diese Probleme in den Griff zu
bekommen, damit ich mir anschließend beim Transport keine Gedanken
mehr machen muss. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Backup-Medium mal
runterfällt, ist so oder so deutlich größer als ein Tod durch
Altersschwäche.
> Wie lange halten USB-Sticks bei täglichem Gebrauch?
Kommt darauf an, ob man was hochwertiges kauft. Ich habe in der
Vergangenheit gute Erfahrungen mit SanDisk (Cruzer, Cruzer Blade)
gemacht und benutze seit kurzem für den Schlüsselbund so ein kleines
Teil von Verbatim. Nicht gerade das absolute Billigangebot vom
Grabbeltisch, aber auch keine Mondpreise (Cruzer Blade 16 GB: ca. 33
Euro, Verbatim 4 GB: 10 Euro).
Außerdem würden diese Sticks als Backup-Medium maximal einmal pro
Woche einmal beschrieben; von "täglichem Gebrauch" würde ich eher bei
der SD-Karte reden, auf der ich meine mobile Arbeitsumgebung
installiert habe und die ich (zum Neid der Windows-User mit ihrer
hardware-basierten "Aktivierung":-) entweder in den großen Schlepptopp
oder das kleine Netbook stecke. Und selbst das funktioniert bisher
problemlos.
Nebenbei: Meine Abneigung gegen DDS kommt zum Teil aus unschönen
Erfahrungen vor langer Zeit, dass man vor allem bei DDS-2 und DDS-3
nach dem fünften Beschreiben die Bänder besser aussortieren sollte.
Einer unfähigen Geschäftsführung konnte man das damit verkaufen, dass
die Bänder dann endgültig ins Langzeitarchiv gehören:-) So viel zum
Thema "Zuverlässigkeit von (Backup-)Medien".
> Wie erkennt man Schreibfehler?
Verify. Oder, mit Solaris oder FreeBSD, per Checksums und Scrub in
ZFS.
> Man sollte imho also das verify bei der Backupsoftware
> aktivieren.
Ja, es sei denn, dass man mit Medien mit Schreibkontrolle hantiert --
mindestens LTO und DLT nehmen einem das Verify in Hardware ab.
Wobei bei Tape-Backups einige viel schwerwiegendendere mechanische
Probleme dazukommen: Wenn sich bei den falschen Laufwerkstypen der
Kopf dejustiert, kann man ein Band nur so lange lesen, wie das
Laufwerk noch funktioniert, mit dem man es geschrieben hat. Hat man
so ein Laufwerk und das geht irgendwann endgültig kaputt, kann man in
die Situation hineinlaufen, dass man mit einem neuen Laufwerk seine
Bänder nicht mehr lesen kann. Hat man nur ein einziges Laufwerk, kann
man das nicht mal mehr erkennen, indem man Bänder im einen Laufwerk
schreibt und im anderen verifiziert.
Und über die Freuden in etwas größeren Umgebungen, wenn man alle paar
Wochen einen Servicetechniker für die Tape Library im Haus hat, der
den Greifarm nachjustieren muss, will ich gar nicht mehr nachdenken.
(Zum Glück würde das eh vom Thema abschweifen:-)
> Und je groÃer der Stick um so gröÃer die Chance kaputte
> Speicherzellen zu bekommen. (Oder einen von diesen endlos-wrap-around
> sticks, die nach X MB wieder vorne mit dem Schreiben anfangen *g*)
Deswegen kauft man Qualität. Und schreibt die Dinger wie jede Platte
erst einmal mit Prüfmustern voll und liest sie wieder ein, bevor man
sie in Betrieb nimmt.
Und ja, im Zweifelsfall macht man das auch, wenn kein ATA-TRIM vom
Betriebssystem unterstützt wird.
> Also jeden Tag einen anderen USB-Hub mit 4 Sticks dran anstecken...
Ein Hub ist unschön, weil sich dann alle Sticks die magere Bandbreite
einer USB-Schnittstelle am Rechner teilen müssen; besser ist ein
Rechner, der ausreichend viele USB-Schnittstellen hat.
> Klingt irgendwie nicht nach der Lösung die ich nem Kunden der wenig
> Ahnung von IT hat verkaufen wollte.
An jeden Stick einen Schlüsselanhänger (der darf von mir aus wirklich
billig und aus dem Baumarkt sein), sauber beschriften und gut ist.
Das ist auf jeden Fall besser als die Diskussionen mit jemand, der
Bänder und/oder Platten im Sommer ständig in der prallen Sonne im Auto
liegen lässt oder damit Festplattenzielwurf übt.
Und außerdem sind auch den meisten Laien USB-Sticks vertrauter als
Bänder oder auch nur externe Platten. Auch das erspart einem
gelegentlich langwierige Erklärungen.
> Dann benötigt man doch aber bei 10GB schon mehr als eine DVD, also kann es
> nicht mehr einfach so automatisch in der Nacht durchlaufen?
> (Jedenfalls bei Vollbackups, okay.)
Dazu gibt es mehrere denkbare Antworten:
- Einmal in der Woche kann man das noch verkraften, vor allem, weil
man die ISO-Files sowieso vorher über Nacht auf einer Platte
zusammenbauen muss.
- Größeres Gehäuse nehmen, zusätzliche Laufwerke einbauen.
- Gleich auf BluRay wechseln.
Jede Variante hat ihre Stärken und Schwächen, aber sie sollten
zusammen doch wenigstens einen signifikanten Teil der
Anwendungsszenarien abdecken.
Außerdem sollte man klären, wie weit sich die Daten noch sinnvoll
komprimieren lassen.
> Und wie wirkt sich das auf die Abnutzung aus - es gibt ja immer wieder das
> Gerücht, die Controller in den Sticks seien auf vfat optimiert und würden
> Schreibzugriffe entsprechend verteilen um die Zellen 'gleichmässig' zu
> verschleiÃen...
Wie gesagt, Backups sind eine extrem schonende Nutzung von USB-Sticks.
Ansonsten: Die Levelling-Algorithmen werden von den Herstellern leider
nicht offengelegt; im Zweifelsfall hilft auch hier wieder, Qualität zu
kaufen. Laut Tests von Heise (c't?) wird das Problem aber in weiten
Bereichen eh überbewertet.
Und wenn Du auf Nummer Sicher gehen willst, dann schreib das Backup
per tar oder was auch immer direkt auf's blanke /dev/<platte>. Damit
ist sichergestellt, dass jeder Block auf dem Stick nur einmal pro
Backup-Zyklus überschrieben wird. Bei einer Schreiboperation pro
Block pro Woche ist das Problem der Schreibzyklen einfach irrelevant.
>> nachts die Datensicherung zunächst auf eine lokale Platte schreibt und
>> die erst am nächsten Tag auf die Sticks abzieht, dann ist es auch
>> ziemlich egal, wenn das Kopieren dank USB-2.0-Flaschenhals und
>> gewachsenem Datenvolumen mehrere Stunden dauern sollte.
>
> Hauptsache das Kopieren ist bis zum nächsten fälligen Kopieren fertig *duck*
Wenn die Sicherung es mit 10--50 GB nicht über Nacht nicht bis auf
eine lokale Platte schafft, dann liegt das Problem ganz woanders.
Aber das ist der Grund, warum Stefans Vorschlag mit externen
Netz-Backups oft über vorhandene DSL-Strecke scheitert: Pro 1 Mbit/s
Upstream schafft man maximal ca. 8 GB am Tag darüber, wenn man sonst
nichts auf der Leitung macht. Da wird je nach Leitung ein Vollbackup
schon ziemlich eng, und auch ein Disaster Recovery in der umgekehrten
Richtung dauert vor allem bei SDSL-Strecken ziemlich lang.
Noch was an Manuel: Bei den Steckern würde ich mit eSATA und den
Mini-USB-Formaten wirklich etwas vorsichtig sein, aber die "großen"
USB-Stecker haben meines Wissens eine Designated Life Time von 100000
Steckzyklen aufwärts. So kaputt USB in weiten Bereichen vom Konzept
her ist, die Stecker sind halbwegs solide.
Viele Grüße,
Benedikt
--
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Benedikt Stockebrand, Dipl.-Inform. http://www.benedikt-stockebrand.de/
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