[sage] IPv6 (war: IE und Self-Signed Certificates?)

Benedikt Stockebrand me at benedikt-stockebrand.de
Mon Nov 24 17:23:17 CET 2008


Moin schon wieder,

> On Mon, Nov 24, 2008 at 02:10:49PM +0100, Benedikt Stockebrand wrote:
>> Dann macht man eben einen auf ISP und bekommt sein /32.  Oder man ist
>> ein ausreichend großes amerikanisches Unternehmen und geht den Weg
>> über die US-Regierung und IANA direkt.
>
> Das halte ich fuer eine Urban Legend.  
>
> Kannst Du das mit konkreten Beispielen belegen?

ich merke schon, ich habe mich mal wieder nicht so präzise
ausgedrückt, wie ich gerne hätte...

Nein, ich habe keine Beispiele und wüsste auch (zum Glück) nicht, dass
sowas bisher passiert wäre.  Ich habe zwar schon ähnliche Äußerungen
aufgeschnappt, halte die aber *noch* für irrelevant.

Die Frage ist, wie rücksichtslos der eine oder andere große Konzern
vorgeht, wenn man sich damit einen Vorteil sichern kann.  Der Fall mit
Comcast ist da noch vergleichsweise harmlos, aber auch die haben ihre
Probleme mit den RFC1918-Adressen auf Kosten der Allgemeinheit gelöst,
obwohl sie es selbst vorher verpennt haben, sich eine skalierbare
Lösung zu bauen.

Wenn ich mir ansehe, wer alles noch ein Class A für IPv4 hat, dann
halte ich es aber durchaus für berechtigt, davon auszugehen, dass das
Verhalten von Firmen etc. bei IPv6 nicht fundamental anders wird.

Klar, man hat denke ich bei der IANA, den RIRs und sonstwo aus der
Vergangenheit gelernt und versucht, bei IPv6 intelligenter vorzugehen
-- wäre ja auch schlimm, wenn das nicht so wäre.  Aber auch in Zukunft
werden Unternehmen wenn sie können die Regeln so zurechtbiegen, dass
sie "keine Nachteile" haben.

Nur mal als Beispiel: Wenn sich die <beliebiger großer Carrier> rein
hypothetisch in zwanzig Jahren zu einem Nischenprovider für abgelegene
Gegenden kaputtgewirtschaftet hat, werden die sich die Mühe machen,
von den bis dahin angesammelten /19 die meisten wieder freizugeben,
auch wenn sie die ganzen fest einprogrammierten Adressen aus den wild
zusammengestrickten Programmen der letzten zwanzig Jahre wieder
raussuchen müssten -- und das, ohne dass die Programmierer von damals
noch greifbar wären?  Und die noch verbliebenen Kunden bei den
diversen Adresswechseln beteuen?  Ich halte das für ziemlich
optimistisch.

Um gleich ein naheliegendes Missverständnis zu vermeiden: Ich will den
RIRs und der IANA weder Unwillen noch Inkompetenz noch irgend etwas
anderes unterstellen, ganz im Gegenteil.  Ich halte es für extrem
wichtig, jetzt und heute Spielregeln zu etablieren, die soweit es geht
solche Auswüchse zu minimieren.  Aber man sollte nicht davon ausgehen,
dass das in allen Fällen gelingt, schlicht weil auf der anderen Seite
Rücksichtslosigkeit, politischer Einfluss, Geld und die Aussicht auf
einen schnellen Gewinn nicht einfach von heute auf morgen verschwinden
werden.


Viele Grüße,

    Benedikt

-- 
Benedikt Stockebrand, Dipl.-Inform.   http://www.benedikt-stockebrand.de/



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