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Anders Henke anders.henke at 1und1.de
Son Apr 8 16:14:26 CEST 2007


Am 08.04.2007 schrieb Thomas Hochstein:
> Anders Henke schrieb:
> 
> > Wenn ich ein abgeschlossenes Hochschulstudium als "Nachweis" dafuer sehe, 
> > dass jemand eine Aufgabe/Projekt auch bis zu Ende durchziehen kann, hat 
> > das eine Berechtigung, sollte aber nicht das EINZIGE Kriterium dafuer sein.
> [...]
> > Aber letztlich gibt es auch fuer den gleichen "Nachweis" ("bringt zu
> > Ende, was er angefangen hat") auch genuegend andere Dinge, [...]
> 
> Ein Hochschulstudium ist aber nicht nur irgendetwas, was man zuende
> gebracht hat, sondern stellt im Vergleich zu manchen Ausbildungen
> deutlich höhere Anforderungen (okay, je nach Fach und Hochschule ;)).

Klar, man hat sich da "jahrelang" reingehaengt und ein Fachgebiet
bearbeitet, in dem es moeglichst auch etwas neues zu ergruenden gab,
d.h. es ging sicherlich nicht ums Auswendiglernen von Daten, um
hinterher in Multiple-Choice-Tests die richtigen Kreuze zu verteilen.

Wenn ich an die Berufsschule denke, besteht der Vorteil des dualen
Bildungssystems sicherlich nicht in dem "Extra-Wissen", das man dort
vermittelt bekommt ("Technische Mathematik" => 2 Jahre lang
Dreisatz-Ueben), sondern eher in anderen Dingen. 

Teambildung, Grundsaetze in kaufmaennischen Dingen (ich hatte
mit "Management im Handwerk" einen Kurs, der andere Faecher wie
Religion (!) ersetzte und mir Beleg fuer ein Drittel einer evtl. spaeteren 
Meisterpruefung brachte), aber insbesondere Hintergrundwissen um Dinge, die 
fuer den eigenen Job letztlich wichtig sind, die aber im eigenen Beruf 
nicht an der Tagesordnung stehen.

Im grafischen Gewerbe war es z.B. extrem hilfreich, die Arbeit von 
Druckereien kennenzulernen und in einem Belichtungsstudio einfach mal 
eine halbe Stunde lang demjenigen ueber die Schulter zu schauen, der 
notduerftig "hingeworfenene" Daten schnellstmoeglich zu verarbeiten hat.
Warum? Weil man diesen Leuten dann besser zuarbeiten und Folgeprobleme
vermeiden kann, was in der Summe nachher dem Ergebnis der eigenen Arbeit
zugute kommt.

Oder mal etwas IT-lastiger: als reiner Schreibtischtaeter-Admin brauche ich 
mich nicht mit Elektrotechnik oder RZ-Infrastruktur auszukennen. Dafuer
gibt es Spezialisten und ich werde mir sicherlich nicht "einfach so" die
dicken Gummihandschuhe anziehen, um "mal eben" an einer 5cm dicken 
Stromschiene herumzuhantieren.

Wenn ich aber weiss, dass in meinen Racks nur 16A-Sicherungen eingebaut sind,
eins 16 Ampere-Sicherung ca 3600W vertragen kann, dass die meiste aufgenommene 
Energie in Waerme abgegeben wird und dass redundante Netzteile gerne 
Loadsharing fahren, d.h. bei Ausfall eines Netzteils zieht das verbleibende
Netzteil doppelte Leistung, handelt es sich dabei um extrem wertvolles
Grundwissen, mit dem ich die Arbeit der Kollegen rudimentaer pruefen und 
mich selbst vor Folgefehlern und Ausfaellen schuetzen kann.

Spaetestens dann, wenn jemand ein halbes Dutzend dieser neuen 950W-1HE-Server 
an eine einzige Steckdosenleiste gestoepselt hat, bringt mich dieses extrem 
geringe Wissen enorm weiter. Hoffentlich bevor die eigentlich fuer 16A 
ausgelegte Sicherung feststellt, was da gerade tatsaechlich durch sie fliesst.


Anders
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