[sage-ka] Forschungsprojekt mit Hilfe der deutschen SAGE-Community

Felix Pfefferkorn fpf at web.de
Mit Apr 4 13:59:47 CEST 2007


Marc Haber schrieb:
> On Fri, Mar 30, 2007 at 04:11:53PM +0200, Torsten Scheck wrote:
> > Der Begriff "Kompetenz" sollte eigentlich Erfahrungen implizieren:
> > Kompetenz in einer Tätigkeit wird durch Erfahrung erlangt -- Nicht durch
> > Auswendiglernen.
> 
> Ja. Somit ist eine Zertifizierung für die Ermittlung der Kompetenz
> ("etwas können") eines Individuums grundsätzlich ungeeignet. Wenn es
> nicht gerade eine Zertifizierung mit hohem praktischen Anteil (wie
> z.B. die höheren Cisco Zertifizierungen) ist.
[...]
> Ja, nur solche Dinge wie "Zertifizierungen können einer
> Personalabteilung zur Vorauswahl der Bewerber dienen" sind natürlich
> richtig. Wobei es IMO nicht richtig ist, nach Zertifizierungen
> auszuwählen.

Wenn ich jemanden einstellen will, hab ich ein detailliertes
Profil, was er mitbringen soll. Fähigkeiten, Fertigkeiten,
Kenntnisse und so weiter. Es sind Zertifizierungen denkbar,
die so gebaut sind, daß sie einzelne Punkte davon verbriefen
und belegen. Ich kenn aber keine. Mit der einzigen Ausnahme,
daß ich manchmal bereits im Profil habe "muß
xyz-zertifiziert sein", einfach weil das für die Stelle
zwingend ist (weil sonst kein Support vom Hersteller, Ärger
mit Behörden oder sonst irgendwas).

Zu den Ausbildungsabschlüssen kann ich Bernd nur zustimmen,
für die gilt das gleiche. Ein Uni-Diplom garantiert leider
weder, daß der Mensch wissenschaftlich arbeiten kann noch,
daß er ein guter Entwickler, Admin oder was-auch-immer
ist. Analoges gilt für die IHK-Abschlüsse.

Die angesprochenen Weiterbildungsabschlüsse der IHK
(wieviele waren es? 37?) sind nur ein weiterer verzweifelter
Versuch, für uns unpassende, andernorts etablierte
Strukturen der IT-Landschaft überzustülpen. Ich hatte dazu
schon das eine oder andere Gespräch mit
IHK-Geschäftsführern, da prallen einfach Welten aufeinander,
ähnlich wie wenn man bspw. mit Gewerkschaftern spricht. Ich
kenne übrigens keinen Berufsschullehrer, der diese
Weiterbildungen sinnvoll fände oder gar seinen Absolventen
dazu raten würde. Das spricht wohl für sich. (Die empfehlen
dann aus Eigennutz eher den klassischen Technikerabschluß.)

Das Besondere bei uns ist doch wohl (zumindest heute), daß
ITler sich *viel* stärker als fast jede andere Berufsgruppe
permanent weiterbilden müssen. Und zwar in aller Regel
überwiegend auf eigene Verantwortung. Wo es andernorts mit
dem Abo einer Fachzeitschrift, wenn überhaupt, und einer
"Jahresschulung" getan ist, sind wir eigentlich jede Woche
damit beschäftigt, am Ball zu bleiben und nicht fachlich
in's Aus zu rutschen. Das ist m. E. der Grund, warum solche
inhaltlich und zeitlich abgegrenzten Lehrgänge, Studien- und
Ausbildungsgänge hier immer solches Stückwerk bleiben, so
daß deren Abschlußzertifikate nicht wirklich weiterhelfen
bei der Einschätzung einer Person.

Ich fand das immer sehr putzig, wenn frische Absolventen im
Vorstellungsgespräch den Eindruck vermittelten, sie seien
jetzt "fertig ausgebildet" und wüßten nun bescheid. Die
haben m. E. den Beruf verfehlt.

Gruß,
Felix