[sage] DSL-Provider
Benedikt Stockebrand
me at benedikt-stockebrand.de
Tue Feb 20 22:47:04 CET 2007
Moin allerseits,
ulf.rudolf at eit.uni-kl.de writes:
> OK, sie sind nicht die billigsten aber ich bin auch nicht geil
> im Sinne der heutigen Verwendung dieses Wortes.
das trifft vermutlich den Nagel auf den Kopf. Wenn man als Provider
auf die TAL von der Telekom angewiesen ist braucht man erstmal eine
fähige Rechtsabteilung. Dazu kommt in jedem Fall solide Technik,
wobei gerade DSL und das, was es mit einer altehrwürdigen Telefon-
leitung macht oder wenigstens versucht, schon in sich eine reichlich
wacklige Sache ist. Drittens braucht man bei der Kompetenz
durchschnittlicher Endkunden vor allem eine große und richtig gute
Supportabteilung---und die alleine kostet schon wirklich teures Geld.
Zum Thema "Hotline" alleine kann ich ja dann beim FFG mal wieder ein
paar alte Geschichten aus der Zeit erzählen, als ich im Büro neben mir
zwei PC-Enduser-Supportern sitzen habe. Dann betrinke ich mich zwar
anschließend wieder hoffnungslos, aber was soll's. Nur so viel:
Fähige Leute sind schon knapp und teuer, aber fähige Leute, die sich
freiwillig ständig mit Fällen weit jenseits des abgebrochenen
Tassenhalters rumärgern, sind noch erheblich knapper und *wirklich*
teuer---und zwar völlig zu Recht.
Bei den 9,99 Euro/Monat(*,**,***,****)-Angeboten der großen Ramscher
kann man einfach keinen brauchbaren Support erwarten. Klar, die
üblichen Regeln wie "alles mit Datum und Uhrzeit dokumentieren",
"alles schriftlich und mindestens als Einschreiben, besser als
Einschreiben mit Rückschein" etc. sind nicht verkehrt, gehen aber an
der Ursache vorbei: Damit ein Ramscher überhaupt kostendeckend
arbeiten kann, bleibt ihm nichts anderes übrig, als an allen Ecken und
Enden zu sparen. Gerade bei der Hotline ist das lukrativ, weil auf
jeden Kunden, der mit der katastrophalen Hotline zu tun hatte und
entsprechend negative Stimmung macht, immer noch genug kommen, bei
denen alles ohne Kontakt mit der Hotline läuft und die deshalb den
Ramscher gegenüber potentiellen Opfern^WNeukunden empfehlen.
Also im Zweifelsfall eher ein paar Euro mehr bezahlen, damit der
Provider überhaupt eine Chance hat, Qualität zu liefern.
Und noch ein Tip: Als allererstes das Kleingedruckte lesen. Ganz
allgemein gilt, dass vor allem AGBs erstaunlich viel über einen
Anbieter aussagen. Klar, das BGB steckt AGBs sehr enge Grenzen, aber
bei einer Streitsumme von 300 Euro wegen einer illegalen AGB-Klausel
eine Klage durchzuziehen ist schlichtweg den Ärger und das Restrisiko
nicht wert---und darauf spekulieren manche Anbieter (in allen
Branchen). Wer die AGBs nicht erst liest, wenn es Stress gibt, hat
hier einen erheblichen Informationsvorsprung.
\begin{tiny}
\begin{color}[lightgray}
(* zuzüglich 2498,00 Euro Einrichtungsgebühr, ** zuzüglich 4998,00
Euro für Splitter und Router, *** Mindestlaufzeit 10 Jahre,
Kündigungsfrist 20 Jahre zum Jahrhundertende, **** nur soweit
unsere Techniker es überhaupt schaffen, einen funktionierenden
Anschluss vorzutäuschen.)
\end{color}
\end{tiny}
Viele Grüße,
Benedikt
PS: Vermutlich hätte ich das als Leserbrief an die ct schicken sollen,
die hatten in der letzten Ausgabe einen netten Artikel über die
Probleme^WSchweinereien rund um Endkunden-DSL-Anschlüsse.
--
Benedikt Stockebrand, Dipl.-Inform. http://www.benedikt-stockebrand.de/
"IPv6 in Practice---A Unixer's Guide to the Next Generation Internet"
(Springer, ca. 410 pages, hardcover) now internationally available.
More information about the SAGE
mailing list