[sage-ka] Forschungsprojekt mit Hilfe der deutschen SAGE-Community

Marc Haber mh+sage-ka at zugschlus.de
Son Apr 8 13:46:13 CEST 2007


On Sat, Mar 31, 2007 at 10:33:52PM +0200, Torsten Scheck wrote:
> Marc Haber wrote on 03/30/2007 09:34 PM:
> [...]
> > Kompetenz kann übrigens im Deutschen auch noch "etwas dürfen" bedeuten.
> 
> Ja. Das stimmt. Es ist nicht einfach mit den vielen Begriffen. Teilweise
> streiten sich die Gelehrten immer noch über Begriffe wie Kompetenz oder
> Qualifikation. In meiner Arbeit habe ich ein paar Arbeitsdefinitionen
> festgelegt,

Wäre wohl in der Umfrage gut gewesen, das dort auch zu erwähnen und zu
zitieren.

> > Ja, nur solche Dinge wie "Zertifizierungen können einer
> > Personalabteilung zur Vorauswahl der Bewerber dienen" sind natürlich
> > richtig. Wobei es IMO nicht richtig ist, nach Zertifizierungen
> > auszuwählen.
> 
> Ich hatte es sogar noch für den Fall von Fachkräfteüberschuss und dem
> Wunsch nach effizienter Einstellungsverfahren eingeschränkt. Will heißen:
> es gibt sehr viele qualifizierte (und auch nicht qualifizierte) Bewerber
> auf eine Stelle und die Firma will sich das Geld / den Aufwand sparen eine
> kompetente Person einzustellen, um diese zu filtern. Stattdessen verlagert
> sie die Prüfung der Fachkompetenzen nach außerhalb und drückt den Aufwand
> den Bewerbern auf.

Auf die Gefahr hin, sich eine zertifizierte Flachpfeife zu angeln,
während der hervorragende, aber nicht zertifizierte Fachmann sich ein
"leider konnten wir uns nicht für Sie entscheiden" einfängt. Gerade
bei Stellen, bei denen hoher Einarbeitungsaufwand in den Schornstein
zu schreiben ist, wenn man sich von der zertifizierten Flachpfeife in
der Probezeit wieder trennen muss, sollte man sich den Auswahlaufwand
dann schon ggf. selbst machen, z.B. mit modernen Verfahren wie
Telefoninterviews.

> Die Reaktionen auf der Liste zeigen jedoch wie umstritten dieser Einsatz
> von Zertifizierungen ist.

Und das ist gut so ;)

> > Das mag vielleicht auf den angloamerikanischen Raum zutreffen, in dem
> > es sowas wie eine formale Berufsausbildung außer einem
> > Hochschulabschluss nicht gibt und man das deswegen
> > privatwirtschaftlich lösen muss; in Deutschland ist es deutlich
> > weniger sinnvoll.
> 
> Wie ich in der Einleitung der Umfrage schrieb, glaube ich dass wir ein
> bisschen mehr dieser privatwirtschaftlichen Losungen in Deutschland
> bekommen werden.

Ja, weil amerikanische Firmen ihre amerikanisch geprägten
Auswahlverfahren per ourdre du mufti auch in Europa leben werden, und
sich auf den Golfplätzen dieses Verfahren als kostensparend und
professionell herumsprechen wird (vergl: 01805-"Servicenummern").

>  Unsere Berufsausbildung ist vorbildlich, doch die Weiterbildung hat
>  noch Lücken. Der vor ein paar Jahren eingeführte IT-Spezialist geht
>  ja schon ein bisschen in die Richtung. Ich weiß nur nicht, wer den
>  eigentlich macht.

Ich weiß noch nichtmal, was das ist. Und bin damit zum Beispiel in
Gesellschaft der deutschsprachigen Wikipedia. Ergo: Das kann nix sein.

>  Für andere Berufe gibt es ja beispielsweise IHK-Prüfungen
>  ("Zertifizierungen"), deren Rahmenstoffpläne jedoch auch nicht immer
>  besonders relevant sind. Wenn man sich als ITler fachlich
>  weiterbilden will und dies auch bestätigt bekommen möchte, ist das
>  staatliche Angebot jedenfalls recht dürftig.

Das stimmt. Aber eine Schulung eines Herstellers absitzen und
daraufhin eine Multiple-Choice-Prüfung bestehen können auch Leute, die
in der Praxis nicht in der Lage wären, eine USB-Tastatur an einen
Windos-PC anzuschliessen.

Ich hatte letzte Woche eine Herstellerzertifizierung, die:

- nicht zeitbeschränkt war
- Hilfsmittel zuließ
- nach Abschluß der Prüfung die Musterlösung zeigte
- in der Wiederholung exakt dieselben Fragen noch einmal stellte

Ich habe selten so eine Zeitverschwendung gesehen.

Grüße
Marc

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