[sage-ka] AW: Forschungsprojekt mit Hilfe der deutschen SAGE-Community

Anders Henke anders.henke at 1und1.de
Sam Apr 7 20:15:20 CEST 2007


Am 04.04.2007 schrieb Leyhr, Klaus-Dieter:
> Felix Pfefferkorn schrieb:
> > ... Ein Uni-Diplom garantiert leider weder, daß der Mensch 
> > wissenschaftlich arbeiten kann noch, daß er ein guter Entwickler, Admin oder was-auch-immer ist. ...
>  
> Hallöchen,
> 
> ich kann dem Felix hier nur beipflichten. Bei meinen Einstellungen wurde von den Firmen kein Wert auf Zertifizierungen gelegt (war in meinen 25 Berufsjahren auch nur bei drei Firmen). 

Ok, auf die drei Firmen komme ich auch jetzt schon in der Haelfte
"deiner" Zeit :-)

> Bei meiner jetzigen Firma (bei Comsoft bin ich seit 10 Jahren) wurde vor allem Wert auf Erfahrung gelegt. Ein Hochschulabschluß war jedoch Einstellungsbedingung.

Hmmm. Das kommt auf den Ansatz, den man damit verfolgt.

Wenn ich ein abgeschlossenes Hochschulstudium als "Nachweis" dafuer sehe, 
dass jemand eine Aufgabe/Projekt auch bis zu Ende durchziehen kann, hat 
das eine Berechtigung, sollte aber nicht das EINZIGE Kriterium dafuer sein.

Wenn ich mir die (Ex-)Kollegen in meiner Abteilung so anschaue, kann man das 
durchaus so sehen: Jura bis zum 1. Staatsexamen, Chemie, Mathe, Physik. Und 
im IT-lastigen Bekanntenkreis kommen noch zwei Germanisten und ein Geologe 
dazu. Irgendwo gibt es auch noch zwei Leute, die Informatik studiert
haben, ansonsten sind's eher typische IT-ler :-)

Aber letztlich gibt es auch fuer den gleichen "Nachweis" ("bringt zu Ende, was er angefangen hat") auch genuegend andere Dinge, die man leidlich aus dem 
Lebenslauf erkennen kann.

Meine Schwester hat nach ihrem Realschulabschluss eine abgeschlossene 
Ausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellte, um danach noch eine abgeschlossene
Ausbildung zur Hotelkauffrau nachzulegen (als RA-Fachangestellte verdient man 
nix, das Hotel wurde anschliessend von jemandem ohne Fuehrungsfaehigkeiten
oder Sachkenntnis uebernommen -> beide Male gehen). Danach hat sie einen
Business-Englischkurs nachgelegt, heute arbeitet sie "irgendwo zwischen 
Billing und EDV" bei einer Versicherungsmaklergruppe.

Ich habe nach dem Abi statt einem Studium eine Ausbildung zum Werbe- und 
Medienvorlagenhersteller gemacht. Im Rahmen dieser "Ausbildung" habe 
ich Kundengespraeche gefuehrt, Freigaben mit Lieferanten geklaert, auch mal 
einen Messestand organisiert, Angebote eingeholt, Projekte abgestimmt, 
Arbeitsaufgaben verteilt und nebenbei das chaotische Rechnernetzwerk
strukturiert. Nach ein paar Wochen Berufsschule hatte ich ein 
Gespraech mit dem Direktor ("warum sind sie ueberhaupt hier?"), ebenso 
habe ich einige Male dann die Schuelerbetreuung des Praxisunterrichts
uebernommen (Lehrer erklaert in einem Satz das Ziel, verschwindet fuer
zwei Stunden in seine Konferenz, Anders macht den Rest).

Wenn ich auf ein Studium angesprochen wurde, bin ich bislang auch sehr gut 
damit gefahren zu erklaeren, warum ich kein Studium angefangen habe. Und 
dabei jedesmal eigentlich ziemlich starke Zustimmung bekommen.

Nein, ich habe auch nie den Gedanken erwogen, ein Studium zu beginnen.
Dafuer ist mir meine Zeit zu wertvoll, dafuer bin ich zu sehr Praktiker.


Anders
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