[sage-berlin] Frage zu sysstat-Tools

Oliver Brandmueller ob at e-Gitt.NET
Die Jan 30 19:09:55 CET 2007


Moin.

On Tue, Jan 30, 2007 at 06:37:51PM +0100, Karsten Becker wrote:
> Ja, Manpages lesen kann ich schon, nur ich muss ja irgendwie zunächst
> mal einen Vergleichswert haben, also z.B. den max. Wert einer PATA-Platte.
> 
> Also sehe ich das richtig, wenn beispielsweise ein 'hdparm -t -T
> /dev/sda' das Ergebnis 54.00 MB/sec (buffered disk reads) ergibt, dass
> bei Volllast der Platte ein 'sar -b' ungefähr den Wert 54MB / 512byte =
> ca. 105.000 anzeigen sollte?

Nein. Eine read- oder write operation auf der Platte hat zunächst 
erstmal nicht so viel mit der sector size zu tun. Ein Read-request kan 
zum Beispiel mehrere aufeinanderfolgende Blöcke betreffen. Insgesamt 
spielen da viele Dinge rein. Eine moderne Platte hat heute schonmal 
einen recht gehörigen Cache, der die Werte beeinflußt. Zudem ist so eine 
Platte sowohl was die Schreib/Lesegeschwindigkeit als auch was die seeks 
angeht an verschiedenen Stellen ihrer Geometrie verschieden schnell. Das 
kannst Du (selbst heute, wo die virtuelle Geommetrie nicht unbedingt was 
damit zu tun hat, an welcher physischen Stelle etwas auf der Platte 
steht) zum Beispiel sehen, wenn Du ein dd auf eine komplette Platte 
laufen läßt: Über die Laufzeit des dd ändern sich die Lese- (oder 
Schreib-) Geschwindigkeiten des dd in recht erheblichen Ausmaßen.

Ein wesentlicher Faktor dafür, wieviele tps (transfers per second) eine 
Platte im Realbetrieb schaffen kann ist zum Beispiel ihre 
Geschwindigkeit. Eine Platte mit 15.000 Umdrehungen kommt mit ihren 
Köpfen natürlich be gleicher Anzahl an Oberflächen deutlich häufiger an 
den angefragten Sektoren vorbei, als eine Platte mit 5400 Umdrehungen. 
Du kannst das bei den Platendaten sehen, da werden average seek times 
angegeben. Eine 15k-Platte kann da schonmal mit 3,2ms average seek time 
aufwarten, eine übliche Desktop-Platte mit 7200 Umdrehungen wird Dich 
eher mit 8,9ms average seek beglücken.

Auf der 15k Platte schaffst Du rund 310 saverage seeks pro Sekunde, auf 
der 7200er nur etwa 110. Nun hast Du natürlich im Normalbetrieb den 
Vorteil, daß sowohl Dein Dateisystem die Daten versucht irgendwie zu 
ordnen, als auch die Platte die DInge in ihren Cache schiebt und ordered 
writes raushaut - Du wirst also effektiv vermutlich höhere Raten auch 
dauerhaft durchhalten können - und bei den Abstraktionslayern heutiger 
Hardware ist ein direktes Umrechnen da eh nicht so leicht möglich.

Was ich damit aber sagen will: Selbst wenn die Übertragungsrate (z.B. 
durch nötige Interleaves etc.) von eienr 15k-Platte und einer 7.2k 
Platte bei einem sequentiellen Lesen oder Schreiben zwar meist nicht 
deutlich unterschiedlich ist (Du wirst heute Werte um die 60-70 MB/sec 
von der einzelnen Platte erreichen), so ist sind die ops/s, die Du 
erreichst nochmal ein deutlicher Faktor. Wenn Du viele kleine schreib- 
und Leseoperationen hast (z.B. spool eines Mailservers - Stichwort 
fsync), dann wird Dir die schnele Platte mit viele tps und kurzen Zeiten 
pro read oder write erhebliche Vorteile bringen. Wenn Du wiederum 
Harddisk-recording oder Videostreaming betreibst, dann wirst Du wenige 
aber große Operationen im Dateisystem und letztlich auf der Platte 
sehen. Da spielt dann dieser Faktor ggf. nicht so extrem rein, weil es 
eher daran hängt, mit welcher (dauerhaften) Geschwindigkeit Du auf die 
Platte holzen kannst.

Diese Werte können Dir helfen, wie weit Du an die grenzen Deiner 
Hardware gehst - die Werte sind aber in der Regel nur im Zusammenhang 
korrekt zu interpretieren. Wenn DU also siehst, daß ab einer bestimmten 
rate an transactions per second die average time für reads/writes in die 
Höhe schießen, dann weißt Du, daß Du da die Leistungsgrenze Deines 
Massenspeichersystems erreicht hast und einen Bottleneck erzeugst. Ob 
der jetzt bei 150, 300 oder 1500 tps Eintritt hängt sehr sehr stark vom 
unterliegenden System und von der Anwendung ab, da kannst DU nicht aus 
einer Tabelle lesen, was gut oder schlecht ist.

- Olli

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